DIVERSUS: Das mysteriöse Kaleidoskop!
Die Geschichte von DIVERSUS beginnt konkret mit der sogenannten “Subprime-Krise” in 2008, die uns in ihren neuen Gewändern, der Staatsfinanzenkrise und dem Euroskeptizismus, bis heute begleitet. Die Kanzlerin hat 2007 auf dem G7 Gipfel in Heiligendamm den Klimawandel auf die Agenda gehoben und ich habe mich gefragt, was mache ich eigentlich mit meinem Leben, wenn von der CDU-Vorsitzenden kritischere und innovativere Impulse ausgehen als von mir, wo ich mich eher als progressiv verstand. Ich war Art Direktor für alle möglichen Werbegeschichten, zu dem Zeitpunkt meistens Events für Industrieunternehmen. Das heißt man strampelt um sein Leben, um irgendwo die nötigen Groschen zu verdienen, die Familie durch zu bekommen. Man verglüht als Werber, während man Öl ins Feuer der Umweltvernichtung gießt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt die ungewöhnliche Ehre, für die ZFWU, einer Fachzeitschrift für Wirtschaftsethik den Artikel “Die Scham der Gestalter” schreiben zu dürfen. Das war damals für einen Werber eine relativ kritische Einlassung.
Prof. Hennecke über Dematerialisierung – heute noch aktueller als damals
Gleichzeitig habe ich bei einer Show für einen deutschen Autobauer das Budget teilweise verwendet, um durch Deutschland zu reisen und mit dem genialen Kameramann Johannes Straub Interviews mit Fachleuten und Ökonomen über die Phänomene Klimawandel und Peak Oil zu drehen. Wir haben das damals unter dem Arbeitstitel “Peak All” zusammengefasst. 10 Tage jeden Tag mehrere Interviews. Ich habe die Interviews zum großen Teil über hunderte Seiten abgeschrieben und bin dabei auf ein schwer greifbares Phänomen aufmerksam geworden. Fast alle Aussagen haben irgendwie zueinander gepasst. Wie in einem Kaleidoskop haben sich in fast allen Kombinationen sinnhafte Zusammenhänge erkennen lassen.
Wer im youTube Channel zu den hier gelisteten Videos in die Textbeschreibungen guckt, wird dort Niederschriften des Gesagten finden. Während ich diese fundamentalen Statements abgetippt habe, wurde mir klar, dass ich kein Regisseur für dieses Material sein wollte, wie ich es eigentlich ursprünglich geplant hatte. Mir war jedes Wort zu wertvoll, um es einfach herauszuschneiden und in einen von mir dominierten (manipulierten), linearen Sinnzusammenhang zu geben. Zu lange hatte ich vorher an einer Medienethik gearbeitet, in der ich klar darauf hingewiesen hatte, welche Macht in der Weglassung, der Überhöhung und der Montage liegen. Der Gedanke, dass ich dieses wertvolle Material den Menschen vorenthalte, indem ich es auf TV-quotenverträgliche Längen verkürze, wurde mir während des Schreibens immer unangenehmer.
Zum Verlauf dieser Geschichte gäbe es noch das eine oder andere zu erzählen. Sie hat letztlich dazu geführt, dass ich meinen Lebensmittelpunkt von München nach Hamburg, nach Malaga und dann nach Berlin verlegt habe und überall mit Menschen darüber gesprochen habe; die Frage nach diesem mysteriösen Kaleidoskop hat mich getrieben. Ich wusste, dass es eine technische Infrastruktur geben müsste, die es ermöglicht alle Gedanken dialektisch miteinander ins Verhältnis zu setzen. Deswegen lief das Projekt über mehrere Jahre unter dem Arbeitstitel “dialectical engine”.
Ich möchte diesen kurzen Artikel nicht überstrapazieren und lieber die Menschen zu Wort kommen lassen, die mich damals mit ihren Aussagen so inspiriert haben. Es gab noch viel mehr Interviews, aber das Chaos in der Umstrukturierung meines Lebenswandels vom Werber zu dem was ich heute bin -ein “digital desperado” – hat sie leider hinweggefegt.
Ich hatte die Interviews damals schon auf meiner Webseite veröffentlicht und tue es jetzt wieder – ein angenehmes Gefühl, das Gleiche nach 10 Jahren noch einmal zu tun und zu sehen, dass sich das Konzept inzwischen entwickelt hat.
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Der Volltreffer, den keiner bemerkt
So, wer sich jetzt bis hierher durchgeguckt hat, wird vielleicht die Intuition, die mich damals getrieben hat, nachvollziehen können, wenn Hennecke beispielsweise von der dringend notwendigen Dematerialisierung spricht und Priggen dafür ein brillantes Steuerkonzept aus der Tasche zieht, ohne dass die beiden direkt miteinander sprechen. Ich habe das Beispiel von der Materialsteuer zum Umweltschutz später dutzende Male erwähnt, nie hat es jemand gekannt. Der Gedanke ist dabei bestechend einfach: toxische Materiale werden mit einem langfristigen ansteigenden Plan zunehmend besteuert – so entsteht für die Produzenten Planungssicherheit. Die Steuereinnahmen aus der Materialsteuer wandern ausgleichend in eine sich verringernde Lohnsteuer, unter dem Strich verhält sich das aufkommensneutral. Menschliche Kognitionsleistung wird damit kostengünstiger und mit “statistischer Sicherheit” werden Unternehmen strategisch in die Materialsubstituierung investieren, um die da ansteigende Steuerlast zu kompensieren. Ein ökologischer und volkswirtschaftlicher Volltreffer.
Leider wird dieser Volltreffer von niemandem bemerkt, weil die Medien mit dem beschäftigt sind, was Pierre Bourdieu “Omnibusmeldungen” nennt, Dinge die jeden irgendwie interessieren, die aber keinerlei Bedeutung haben und deswegen wichtige Dinge aus der demokratischen Aufmerksamkeitsöknomie verdrängen.
DIVERSUS ist ein trojanisches Pferd, das beim User mit Spaß (Gamification) die Lust an der dialektischen Differenzierung weckt. Es löst die im 20. Jahrhundert so toxische Linearität der Medienkonsums noch weiter auf und bringt dem Menschen die Möglichkeiten zurück, wofür sein Gehirn eigentlich strukturiert ist: für die dialektische Erfassung der Wirklichkeit.
Meine Hoffnung wäre, dass eine globale dialektische Maschine es erleichtert, dass Reiner Priggens Idee es in den gegenwärtig in Amerika diskutierten “Green New Deal” schafft. Ich denke, diese Steuer erwirkt alles, wovon dort gesprochen wird, ohne die Steuerlast insgesamt zu erhöhen. Das fände vermutlich sogar Trump geil 🙂